Rolls-Royce der Rollstühle

Knackpunkt Patentschrift: Der Solothurner Rollstuhlhersteller Küschall legt auch beim IP-Schutz Wert auf die Details.

 

Rainer Küschall ist eine Art Steve Jobs des Rollstuhlbaus. Seit er mit seiner Firma 1978 an den Start gegangen ist, setzt er die weltweiten Trends. 1986 errang er mit seinem Modell «Competition» sogar den Design Award des New Yorker Museum of Modern Art.

Lange war Küschall als Trendsetter im obersten Preis- und Qualitätssegment unbehelligt. Doch seit Ende der 90er Jahre hat sich die Landschaft gewandelt; seither drängen auch Anbieter aus Italien und Deutschland in den Premium-Markt.

«Wir waren gezwungen ein professionelles IP-Management aufzubauen», erinnert sich Rainer Küschall. Heute sind am Stammhaus in Witterswil, wo die Rollstühle entwickelt und montiert werden, detaillierte Such- und Prüfprozesse implementiert. Sie stellen sicher, dass Innovationen möglichst schnell auf ihr kommerzielles Potential, und damit auf ihre Patentwürdigkeit abgeklopft werden.

 

Besonderen Wert legen Küschall und seine Techniker dabei auf den Wortlaut der Patentschrift. Aufgesetzt wird sie vom Patentanwalt, doch dann wird der Text von den involvierten Küschall-Profis intensiv gegengelesen. Der Clou dabei: «Die Leute versetzen sich in die Rolle eines potentiellen Nachahmers», erzählt der Chef. Man will so herausfinden, wo die Schrift Lücken hat, wo man den Schutz leicht umgehen könnte.

Hintergrund dieses Vorgehens ist ein Fall aus der jüngsten Vergangenheit. Küschall hatte ein innovatives Bremsverfahren zum Patent angemeldet. Es wurde prompt kopiert, die Solothurner beschritten den Rechtsweg, mussten aber einsehen, dass sie vor einem Gericht keine Chancen haben würden.

Der Grund: Das Patent erfasste die Erfindung zu wenig präzise, war zu wenig auf die wirklich entscheidenden technischen Details bezogen. Im Fall der Bremse verlor dadurch Küschall ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. «Seither wissen wir», kommentiert Rainer Küschall, «dass es sich mit Patentschriften wie mit Designentwürfen verhält: was zählt, ist Perfektion bis in letzte Detail.»

Insgesamt bewirtschaftet die Küschall AG 14 aktive Patente; ausserdem sind zwei Marken hinterlegt und sechs Designs geschützt.

 
 

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