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Patente liefern wertvolles Wissen für die Krebsforschung

Das Europäische Patentamt (EPA) hat anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar zum zweiten Mal eine umfangreiche Studie über die Trends in der Krebsforschung veröffentlicht. Die IGE-Patentexperten Jens Lutz und Christel Aebischer-Gumy haben mitgewirkt. Im Interview sprechen sie über die neusten Entdeckungen und wie wertvoll Patentdaten für die Studie sind.

Patentinformationen zeigen Technologietrends: Die IGE-Patentexpertin Christel Aebischer-Gumy und Kollege Jens Lutz nutzen täglich die Möglichkeiten der öffentlichen Datenbanken. Foto: Anatol Heib
 

Was hat Sie an den Studienergebnissen am meisten überrascht?

Jens Lutz: Der Fokus der diesjährigen Studie lag auf der Tätigkeit von Universitäten und Startups. Die Schweiz schnitt in Bezug auf internationale Patentanmeldungen pro Kopf sehr gut ab. Sie verfügt über eine überproportional aktive Startup-Community, die im europäischen Vergleich hervorsteht. Während Deutschland weiterhin eine führende Position einnimmt, hat es seinen Vorsprung leicht eingebüsst.

 

Was sagen die Patentdaten über die Krebsforschung aus?

Jens Lutz: Besonders spannend sind die aufstrebenden Therapiefelder, die Alternativen zur klassischen Strahlen- oder Chemotherapie bieten. Die Analyse zeigt, dass sich viele Erfindungen auf biologische und zielgerichtete Ansätze konzentrieren. Dabei wird versucht, Moleküle aus dem eigenen Körper so zu modifizieren, dass sie Krebszellen gezielt bekämpfen. Diese Methode ist präzise und mit weniger Nebenwirkungen verbunden, während die Chemotherapie breiter wirkt und oft starke Nebenwirkungen verursacht. Zudem werden für den einzelnen Patienten immer häufiger die spezifischen Eigenschaften seiner Krebserkrankung charakterisiert, was spezifischere Therapien ermöglicht.

 

Wie werden die Patentdaten für die Studie gewonnen?

Christel Aebischer-Gumy: Die Informationen in Patentschriften sind sehr transparent und für alle zugänglich. Dies beruht auf einem gesellschaftlichen Vertrag: Der Anmelder erhält bis zu 20 Jahre Patentschutz, was bedeutet, dass niemand sonst die Technik nutzen darf. Im Gegenzug wird in der Patentschrift offengelegt, wie die Erfindung funktioniert.

 

Jens Lutz: Ohne diesen temporären Schutz würden viele Unternehmen ihre Innovationen geheim halten, und die Gesellschaft könnte nicht von diesen Daten profitieren. Da Patente weltweit nach weitgehend einheitlichen Standards erfasst werden, sind die Informationen strukturiert und erlauben statistische Auswertungen wie die der EPA-Krebsstudie.

 

Wie nützlich sind Patentdaten für die Krebsforschung?

Jens Lutz: Patentschriften enthalten mehr technische Details als wissenschaftliche Publikationen. Die Beschreibung muss so präzise sein, dass der Kern einer Therapie nachvollziehbar wird, einschliesslich des Problems und der Lösung.

 

Christel Aebischer-Gumy: Die Studie zeigt, dass Patentdaten ein wertvoller Indikator für technologische Trends sind. Unternehmen können erkennen, wo es sich lohnt zu investieren, und Forschende erhalten Einblick in neue Methoden. Dies wirft auch strategische Fragen auf: Sollte man selbst forschen oder ein bestehendes Patent lizenzieren?

 

Jens Lutz: Bei der Recherche sollte man beachten, dass Patentschriften zwar verständlich, aber gleichzeitig auch komplex und spezifisch sind. Ein tiefes Fachwissen ist notwendig, um die Informationen optimal zu nutzen. Für Forschende sind sie besonders wertvoll.

 

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