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Welchen Einfluss hat künstliche Intelligenz auf die Schweizer Kreativ-Industrie?

Die Kreativbranche in der Schweiz befindet sich im Umbruch. Durch KI entstehen ganz neue Möglichkeiten für Kreativschaffende. Gleichzeitig gibt es viele offene Fragen, insbesondere zur rechtlichen Situation. Hansueli Stamm, Leiter Ökonomie beim IGE, ordnet ein, was im Rahmen des Publikumsanlasses CLTR 2024 am 5. November in Basel diskutiert wird.

Hansueli Stamm ist Leiter Ökonomie am Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum und unterrichtet an der Universität St. Gallen «Law and Economics of Intellectual Property». (Bild: IGE)
 

In den USA hat die Kreativindustrie eine grosse wirtschaftliche Bedeutung, nicht zuletzt wegen Hollywood. Wo steht diese Branche in der Schweiz?

Hansueli Stamm: Ein Hollywood haben wir in der Schweiz in der Tat nicht. Die Kreativbranche besteht aber auch nicht nur aus der Filmindustrie. Je nach Quelle gibt es etwas unterschiedliche Zahlen. Die umfassendste Datensammlung hat wohl das «Zurich Centre for Creative Economies» (ZCCE), das viele Quellen zusammenfasst. Es geht von 13 «Branchen», sogenannten «Submarkets», aus, von der Architektur über die Musik oder die Presse bis zum Kunsthandwerk. Nimmt man alle diese Bereiche zusammen, so erwirtschaftet die Kreativwirtschaft in der Schweiz rund 2% der jährlichen Wirtschaftsleistung, des BIP. Zum Vergleich: Das ist in etwa dreimal mehr als der Beitrag der gesamten Landwirtschaft zur Schweizer Wirtschaftsleistung. 


Der Bereich mit den meisten Beschäftigten und dem grössten Umsatz ist die Software- und Games-Industrie, gefolgt von der Architektur. Geografisch beherbergt der Kanton Zürich mit Abstand den grössten Teil der Kreativindustrie, gefolgt von den Kantonen Bern und Waadt. 
 

  

Gibt es Zahlen oder Studien dazu, wie viele Kreativschaffende KI heute bereits nutzen?

Viele Zahlen sind mir nicht bekannt. Relativ aktuelle Daten bietet die von uns bei PwC in Auftrag gegebene Studie zum Thema generative Künstliche Intelligenz. Diese wird demnächst veröffentlicht und im Rahmen unserer Veranstaltung CLTR 2024 am 5. November in Basel offiziell vorgestellt. 


Im Rahmen der Studie wurden über 500 Kreativschaffende und diverse Expertinnen und Experten in der Schweiz befragt. Etwa ein Drittel nutzt KI im Moment nicht. Die Hälfte davon will das auch in Zukunft nicht machen, während die andere Hälfte einen KI-Einsatz in Betracht zieht. 


Interessant sind auch noch die Ergebnisse einer vor kurzem veröffentlichten Untersuchung des ZCCE. Diese zeigt, dass von den im Moment aktiven Startups im Kreativbereich 11 % sich mit KI beschäftigen. Also als Business Modell im Kreativbereich scheint sich KI ebenfalls bereits zu etablieren und entsprechendes Kapital anzuziehen.

 

Welche Rolle spielen Plattformen beim Vertrieb von kreativen Werken?

Plattformen sind ökonomisch gesehen sehr interessante Gebilde. Typischerweise sind sie erfolgreicher, je mehr Nutzerinnen und Nutzer sie anziehen. Daraus entsteht ein sich selbst verstärkender Effekt: Je mehr Nutzende sich bereits auf der Plattform befinden, desto attraktiver wird sie, und so weiter. Es gibt so eine Tendenz zu wenigen aber ganz grossen Plattformen. Diese haben dann sowohl gegenüber denjenigen, die über die Plattform z.B. Musik konsumieren aber auch gegenüber denjenigen, die über diese Plattformen ihre Songs anbieten, eine grosse Macht. 


Fast 90% der Erlöse der Branche kommen in der Schweiz mittlerweile aus dem Streamingbereich. Ähnliches gilt wahrscheinlich auch für das Video-Streaming. In beiden Bereichen scheint jedoch eine gewisse Sättigung erreicht zu sein.

 
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