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Geistiges Eigentum: Jungunternehmer lernen aus den Fehlern der Grossunternehmen

Wer sich als Jungunternehmer mit Marken- und Urheberrecht auskennt, ist im Vorteil. Teams von Young Enterprise Switzerland (YES) lernen von einem Profi des IGE, wie sie Fehler vermeiden.

Matthias Käch erklärt die Basics zum Marken- und Urheberrecht.
Matthias Käch erklärt die Basics zum Marken- und Urheberrecht. Bild: IGE

Am Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum (IGE) in Bern: Matthias Käch, Senior IP Trainer, weiht an diesem Tag über 20 Jugendliche in die Schutzrecht-Thematik ein. «Ich vermittle an den Workshops Basiswissen zu Geistigem Eigentum. Der Schwerpunkt liegt auf dem Marken- und Urheberrecht, davon ist jedes Teams betroffen», sagt der Experte. Es ist sein zehnter Workshop für YES in diesem Jahr, bisher hat er 200 Jugendliche geschult. Ende Oktober coacht das IGE erstmals auch Teams im Tessin.

 

Die Schulungen sind Teil des Company Programme von YES. Jugendliche führen in Teams ein Jahr lang ein Mini-Unternehmen unter realen Bedingungen. Das IGE ist einer der nationalen Partner. Jene Gruppe, welche sich am besten mit Geistigem Eigentum auskennt, erhält Ende Mai vom Institut den IP Management Award.

 

Es geht nicht nur um den Schutz

Zurück in der Schulung: Auf dem Beamer erscheint das Beispiel des Formel-1-Wagens Ferrari F150. Mit dem Produktnamen handelte sich das italienische Unternehmen einen Markenstreit mit Ford ein (Marke F-150) – und das ein Monat vor Start der Formel-1-Saison. Das Interesse der Jugendlichen ist geweckt. «Ich setze Storytelling ein, um einen bestimmten Aspekt zu beleuchten. Dafür eignen sich reale Fälle mit prominenten Akteuren sehr gut», berichtet Matthias Käch. In diesem Fall habe Ferrari offenbar nicht abgeklärt, ob der Markenname bereits vorhanden ist. Die prominenten Beispiele sind ein willkommener Einstieg, um anschliessend die Fehler zu besprechen, die vergangene YES-Teams gemacht haben.

 

Die Workshop-Teilnehmenden lernen, dass es bei der Verwendung des eigenen Produktnamens nicht nur um den Schutz geht. Fast wichtiger ist die Frage, ob man damit nicht mit einer älteren Marke in Konflikt gerät. Das ist selbst dann von Bedeutung, wenn man sein Angebot nicht als Marke schützt.

 

Urheberrecht: Aufgepasst bei Fotoplattformen

Beim Urheberrecht stellt Matthias Käch erfreut fest, dass den meisten Jugendlichen bewusst ist, dass das Internet nicht einfach ein Foto-Selbstbedienungsladen ist. Die YES-Teilnehmer recherchieren meist auf Foto-Plattformen, die sogenannt urheberrechtsfrei sind. Hier ist Vorsicht geboten und man sollte die Lizenz lesen. Darin wird definiert, unter welchen Bedingungen man das Foto verwenden darf.

 

Verträge unter Teammitgliedern

Der Workshop soll bei den Jungunternehmern auch das Bewusstsein für Nutzungsrechte schärfen. Die Thematik führte zum Teil in Teams zu Schwierigkeiten, die nach dem YES-Programm ihr Unternehmen weiterführten. «Wenn ich ein urheberrechtsgeschütztes Werk schaffe, gehört es mir persönlich. Ich allein kann als Autor über dessen Nutzung verfügen. Als Unternehmen möchte ich aber nicht, dass ein einzelner Mitarbeiter über den Verwendungszweck bestimmen kann», gibt Matthias Käch zu bedenken. Er empfiehlt, einen Vertrag zwischen Autor und Teammitglied aufzusetzen, in dem die Nutzungsrechte am Bild der Firma übertragen werden.

 

An den IGE-Workshops nehmen auch Lehrer teil. Ihre Präsenz ist besonders wichtig. Während die Jugendlichen weiterziehen, bleiben sie an der Schule. Mit ihrer Erfahrung können sie somit auch die nächsten YES-Teilnehmenden davor bewahren, bereits am Anfang Fehler im Bereich des Geistigen Eigentums zu begehen.

 
 

Im Company Programme von Young Enterprise Switzerland (YES) führen Jugendliche im Alter von 16 bis 20 Jahren ein Jahr lang ihr Mini-Unternehmen unter realen Bedingungen – von der Gründung bis zur Vermarktung ihres Produkts. Aktuell nehmen 1178 Jugendliche in 204 Firmen teil. Das IGE ist einer der nationalen Partner und vergibt am Finale Ende Mai 2020 den IP Management Award. Drei Teams des Company-Programms, die zeigen, dass sie sich am besten mit dem Geistigen Eigentum auseinandergesetzt haben, werden eingeladen, einen Report zu schreiben. Dieser bildet die Grundlage für den Entscheid, wer den Preis gewinnt.

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