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Drei Fragen an Sabrina Konrad

Als stellvertretende Leiterin Rechtsdienst Urheberrecht ist Sabrina Konrad die verantwortliche Projektleiterin für den Publikumsanlass CLTR 2024. Wir wollten von ihr wissen, warum das IGE gerade jetzt einen Anlass zum Thema «Kreatives Schaffen, Künstliche Intelligenz und Plattformwirtschaft» durchführt, und was man sich davon erhofft.

 

Das IGE plant mit CLTR 2024 einen Grossanlass zum Thema «Kreatives Schaffen, Künstliche Intelligenz und Plattformwirtschaft». Warum gerade jetzt, ist das nicht schon fast zu spät?

Sabrina Konrad: Aus meiner Sicht ist der Zeitpunkt genau richtig. Mittlerweile haben viele Menschen schon Erfahrungen gemacht mit künstlicher Intelligenz (KI), sie haben verschiedene Anwendungen ausprobiert und konnten sich eine eigene Meinung dazu bilden. Auch Plattformen wie Spotify oder Netflix sind heute im Alltagsgebrauch angekommen und die Berührungsängste nehmen generell ab.

 

Es ist jetzt der richtige Moment, mit den Betroffenen, also mit Kultur- und Kreativschaffenden, über die Chancen und Risiken dieser rasanten Entwicklung zu sprechen, die ihr Wirkungsumfeld zum Teil massiv verändert. Gleichzeitig sollen natürlich auch die KI-Entwicklerinnen und Plattformbetreiber zu Wort kommen und ihren Standpunkt und ihre Anliegen darlegen können. Wir möchten sie alle dazu einladen, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen und ihre Zukunft selber mitzugestalten.

 

Muss und kann man die Verwendung von KI und die Plattformwirtschaft überhaupt regulieren? Ist es dazu nicht bereits zu spät?

Aus meiner Sicht sollten Gesetze nachhaltig funktionieren und möglichst lange Bestand haben. Deshalb ist es wichtig, dass man sich genau überlegt, ob überhaupt reguliert werden soll, und wenn ja, wie. Es heisst zwar oft, dass sich der Markt selber reguliert. Aus meiner Sicht ist jedoch Kultur gesellschaftlich gesehen zu wichtig, als dass man hier einfach alles unbesehen dem Markt überlassen sollte. Am Event CLTR 2024 wollen wir auch die Perspektive der direkt Betroffenen mit einbeziehen und sie einladen, ihre Vorschläge und Ideen einzubringen. Deshalb hier der Aufruf an Kultur- und Kunstschaffende, an KI-Entwicklerinnen und Plattformbetreiber: Kommen Sie am 5. November nach Basel und helfen Sie mit, Ihre Zukunft zu gestalten!

 

In welche Richtung könnte sich die Regulierung aus Sicht des IGE entwickeln? Sieht man da bereits mögliche Wege, oder ist noch alles offen?

Es gibt verschiedene Szenarien, die denkbar sind. Gerade im Bereich künstliche Intelligenz und Urheberrecht gibt es zahlreiche laufende Gerichtsprozesse in den USA. Je nachdem, wie diese entschieden werden, kann sich daraus Handlungsbedarf in die eine oder andere Richtung ergeben.

Einerseits, um die Zukunft der Kunst- und Kulturschaffenden zu sichern oder andererseits, um Innovation und die Entwicklung von KI-Systemen weiterhin zu ermöglichen. Wir sind gespannt zu erfahren, wie die Betroffenen die Situation einschätzen.

 
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